Konzept zur EE-Integration in Verteilnetze

VDE-Studie richtet Fokus auf ´Regionale Flexibilitätsmärkte´ im Smart Grid.

(04.09.14) Um die wachsende Leistung aus fluktuierenden EE-Quellen integrieren zu können, muss der Netzbetrieb angepasst und dezentraler gestaltet werden. Die marktbasierte Nutzung regionaler Flexibilitätsoptionen liefere dazu einen viel versprechenden Ansatz. Das zeige die neue VDE-Studie „Regionale Flexibilitätsmärkte“, in der ein neues Konzept für einen regionalen Marktplatz entwickelt wurde, in dem lokale Flexibilitätsoptionen angeboten und durch den VNB nachgefragt werden können.

Das Konzept basiert auf dem Ampelphasenmodell zur Beschreibung des Netzzustandes. Vorrangiges Ziel sei es, Flexibilitätsoptionen in kritischen Netzsituationen (gelbe Ampelphase) zu nutzen, die rote Netzsituation (physikalischer Netzbetrieb) zu verhindern bzw. in die grüne Phase (marktbasierter Netzbetrieb) zurückzukehren. Dadurch eröffne sich lokalen Erzeugern und Verbrauchern die Möglichkeit, ihre vorhandenen Flexibilitäten auch netzdienlich zu vermarkten und eine aktive Rolle im Energiemarkt zu übernehmen.

Im Einzelnen beschrieb das RegioFlex-Konzept die Funktionsweise und den Aufbau regionaler Flexibilitätsmärkte einschließlich des strukturierten Datenaustauschs zwischen den beteiligten Marktakteuren und berücksichtigt die Praxis der Ausschreibung von Regelenergie durch die ÜNB sowie europäische Aktivitäten in den relevanten Normungsgremien. Darüber hinaus entwarf die VDE-Studie neue Anwendungsfälle und benannte die fünf Marktakteure des zukünftigen Energiemarkts Regioflex: Prosumer, Smart Meter Gateway-Administrator, Aggregator, VNB und Data Access Point Manager.

Um eine rechtlich fundierte Grundlage für den chancengleichen Zugang der Akteure zum neuen Energiemarkt zu ermöglichen, müsse der Gesetzgeber die Rechte und Pflichten der einzelnen Marktakteure anpassen und Diskriminierung durch Subventionen vermeiden – so lautete eine wichtige Handlungsempfehlung der VDE-Studie.

Ferner sei es erforderlich, dass die Standardisierung zur Sicherung der Interoperabilität im Smart Grid (Datenmodelle, Kommunikationsstandards) in Abstimmung mit den Entwicklungen von Marktregeln erfolgt. Dabei könnten die zuständigen Gremien nahtlos an den in der VDE-Studie entwickelten Konzepten anknüpfen und weiterarbeiten.

Die Grundlage für die Nutzung von Flexibilitäten sei die Kenntnis des Netzzustandes in kritischen Netzbereichen. Um den Netzzustand zu ermitteln, wäre der Aufbau einer entsprechenden IKT-Infrastruktur erforderlich. Vom VNB benötigt würden vor allem zeitnahe für den Netzbetrieb erforderliche Informationen zu den kritischen Netzparametern (zum Beispiel Spannung, BIindleistung, Belastung) in den betroffenen Netzbereichen. Erweiterungsbedarf bestünde insbesondere im Mittel- und Niederspannungsnetz. Eine wichtige Voraussetzung für die Vermarktung der Flexibilitäten wären standardisierte Datenmodelle (zum Beispiel Gesamtanlagenregister) und automatisierte Prozesse zwischen allen Marktbeteiligten (zum Beispiel Marktkommunikation). Beim Design einer IKT-Infrastruktur müssten auch Aspekte wie die Integration verschiedener Systeme und Datensicherheit/Datenschutz berücksichtigt sowie die Smart-Grid-relevanten BSI-Regeln (Schutzprofil und technische Richtlinie) um die Themen Steuern und Regeln weiterentwickelt werden.

Marktbasierte Mechanismen laut Konzept eine erfolgversprechende Option, vorhandene Flexibilitäten möglichst effizient und kostengünstig zu nutzen und einen technologieneutralen Wettbewerb der Flexibilitäten zu ermöglichen. Der RegioFlex solle keineswegs die bestehenden Großhandelsmärkte ersetzen, sondern diese um einen geeigneten marktwirtschaftlichen Mechanismus zur Bereitstellung von Flexibilität auf Verteilnetzebene ergänzen. Das Konzept orientierte sich im Design am Regelleistungsmarkt auf Übertragungsnetzebene, ergänzt um die Zuordnung zu lokalen Netzbereichen. Für die Bereitstellung von Flexibilitäten könnten Marktteilnehmer verschiedene technische Lösungen vorsehen. So könnten zum Beispiel Einspeiseanlagen, schaltbare Lasten, Speicher bzw. deren Kombination als Flexibilisierungspotential auf dem RegioFlex angeboten werden.

Nicht nur mit Blick auf die notwendige Neugestaltung des Energiemarktes, sondern auch mit Blick auf die Netzsicherheit biete das RegioFlex-Konzept einen vielversprechenden Ansatz, so der VDE. Kritische Netzsituationen in den Verteilnetzen lokal auftreten und könnten auch nur durch den lokalen Einsatz von Flexibilitäten entschärft werden. Das RegioFlex-Konzept erlaube Nachfrage und Angebot von Flexibilitäten differenziert gemäß ihrem Netzbereich zuzuordnen und einzusetzen und leiste damit einen wirksamen Beitrag zur Stabilisierung des Netzes.

Wesentlich für die Einrichtung regionaler Flexibilitätsmärkte sei es, in kritischen Netzsituationen (gelbe Ampelphase) Flexibilitätsoptionen in Verteilnetzen zu nutzen. Dies sei zurzeit gesetzlich allerdings nicht vorgesehen. Die heute in §14a EnWG und §9 EEG 2014 gegebenen Regeln würden lediglich Eingriffe in einer roten Ampelphase definieren und seien entsprechend zu ergänzen. Darüber hinaus sollten die Kosten für die Nutzung von Flexibilitäten durch den Netzbetreiber Eingang in die Anreizregulierungsverordnung finden. Auch sehe die heutige Regulierung die Anerkennung der Investitionen für IKT in der ARegV nur unzureichend vor. Eine weitere Aufgabe für den Gesetzgeber bestehe darin, eine rechtlich fundierte Grundlage für den chancengleichen Zugang der einzelnen Marktakteure zu schaffen.

Quelle: VDE / EPID